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Die Magazinitis im Internet

Das Internet: Jede Homepage ein buntes Magazin, jeder Hobbyautor sein eigener Chefredakteur. Das Ergebnis ist eine Schrebergarten-Kultur.
München, im Oktober 1999 - Das Automagazin im Internet, Literaturmagazine wie gazette.de oder netzine.de, das Hundemagazin - Magazine, wohin man auch schaut im Internet. Die Magazinitis greift um sich.

Das erfolgreiche Konzept ist einfach: Statt einer drögen Sammlung von Informationen, statt einer hierarchischen Ordnung bietet man eine "bunte Mischung" von mehr oder weniger aktuellen Themen. Was macht Magazine, insbesondere Literatur-Magazine im Internet so attraktiv?

Anno Dunnemals: Mailboxen
Vor zehn Jahren gab es das Internet als Forum für Literatur noch nicht. Mailboxen beherrschten die Szene. Wer Geschichten oder Gedichte schrieb, postete sie in einer einschlägigen Box wie "Zarathustras mieser Kaschemme" oder der "Villa Maria". Man war angewiesen auf einen freundlichen SysOp, der Rechner, Zeit und Geld für die Sache opferte.

Heute kann jeder für wenig Geld oder gratis seine eigene Homepage basteln. Im Zeitalter der globalen Vernetzung, baut sich jeder seine eigene Hütte. Zwar gibt es Webringe wie bla oder webfehler, aber die Kommunikation ist eher gering. Wenn man schon einen Blick über den Zaun riskieren möchte, dann hält man sich an eine Linksammlung.

Linksammlungen
Linksammlungen - neudeutsch portal site - wie "Olli" (eingestellt) oder das Berlinerzimmer erfüllen eine wichtige Funktion. Sie binden zusammen, was zusammen gehört. Aber der Effekt für den einzelnen Autor ist gering. Man holt sich Anregungen - und bastelt an der eigenen Site weiter, wechselt zu zehnten Mal die Farben, peppt die Site mit Javaskript oder gar Java auf. Am Inhalt ändert sich wenig.

Klassische Autoren-Sites

Literatur im Internet begann mit den klassischen Autoren-Homepages: Ein Hobbyautor präsentiert seine Werke. Man bietet Anderen an, Ihre Geschichten zu veröffentlichen. Aber es kommt niemand. Leute wie Andreas Winterer oder Olivia Adler, die früher eine Mailbox betrieben und damals eine privilegierte Stellung einnahmen, versuchen die damaligen Autoren als Mitmacher zu gewinnen. Vergeblich, denn diese haben ja ebenfalls eine Homepage und versuchen, Co-Autoren zu gewinnen... Auf manchen Sites wird hin und wieder eine Geschichte oder ein Gedicht hinzugefügt. Häufiger entwickelt sich die Homepage zum Endlager für vor Langem Geschriebenes. Eingefleischte Literaturfans und Leseratten ersparen sich das Vorbeisurfen, gibt es doch Jahr für Jahr mehr Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt, und die sind allemal besser als die Schreibversuche von Hobbyisten. Und die Hobbyautoren selber haben genug damit zu tun, ihre eigene Homepage zu pflegen und ab und zu eine Geschichte zu schreiben.

Usenet

Als Alternative bleibt das Usenet. Da rührt sich was, da ist was los. Man kritisiert sich oder lobt einander, da herrscht Kommunikation. Die Newsgroup de.alt.geschichten brachte es am Ende ihrer Lebenszeit auf etwa 70 Postings pro Tag. Zu viel, um auch nur die schlechten Geschichten auszusondern. Man beschloss, die Gruppe aufzuteilen. Der hier relevante Erbe ist de.etc.schreiben.prosa. Wie es aussieht, hat der Traffic nun abgenommen. Nicht nur wegen der Teilung: Viele Autoren lesen nicht mehr mit, die Sache ist ihnen zu anonym und man hat das Gefühl, dass nichts von den eigenen Geschichten bleibt.

In eigener Sache
Der Autor dieser Seiten postete seine ersten Geschichten vor mehr als zehn Jahren in Mailboxen. Eine schöne Zeit, man kritisierte einander, man war ein eingeschworener Kreis. Irgendwie war dann ein paar Jahre Pause. Das Notebook ging kaputt, das Studium kam dazwischen, man schrieb kaum mehr etwas. Dann ein neuer Computer, der Wechsel zum Maus-Netz in die Gruppe Tintenfass. Dort war wieder einiges los, es war ähnlich wie zu Mailbox-Zeiten, nur war jetzt alles nicht mehr Text- sondern Fenster-basiert.

Auch das ging zu Ende, die Aktiven wanderten von der "propietären Lösung" ab ins Internet. Auch der Autor dieser Seiten ging. Und seit einiger Zeit hat er diese Homepage. "Stefan Leichsenrings Kurzgeschichten" war zuerst eine statische Autoren-Homepage. Zuerst war sie gedacht als Ersatz. Als Ersatz für die Mailboxen, als Forum, um die eigenen Geschichten zu veröffentlichen. Natürlich blieb die response aus... Dann kamen Kurzgeschichten-Interpretationen hinzu. Nicht nur, weil das eine Lücke im Netz war. Auch weil der Macher dieser Seiten das gerne machte. Und jetzt setzt auch diese Site auf die Form des Magazins. Einfach, weil es aktuell ist? Nein, weil es dem Macher Spaß macht. Die alten Inhalte sollen indes bleiben. Es gibt also auch weiterhin eigene Geschichten und Interpretationen. Einige Geschichten sind auch nach nochmaliger Durchsicht gut. Und die Interpretationen mögen zumindest nützlich sein für Leute, die solche Interpretationen selber schreiben müssen - zum Beispiel Schüler. Aber es soll zusätzlich Specials zu bestimmten Themen geben.

Vielleicht ergibt sich ja eine Zusammenarbeit mit anderen guten Seiten wie die von Andreas Winterer . Damit das ganze "kein Egotrip" wird (Originalton AW).

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