Atomistisch gesehen...
Der Versuch, einen Algorithmus für Geschichten zu finden
Der Siegeszug der Naturwissenschaften beruht zum Teil auf dem Bestreben, das komplizierte Ganze als Summe seiner Teile zu sehen. Klappt das auch in der Literatur?München, im Oktober 1999 - Literatur hat etwas mit Inspiration zu tun. Sie lässt sich nicht nach Schema F machen. Es gibt keinen Algorithmus, der zu einer guten Geschichte, einem spannenden Roman führt. So die oft geäußerte Meinung vieler. Etwas Wahres ist sicher dran. Aber das Schreiben hat auch eine handwerkliche Grundlage. Kaum ein Maler kommt ohne Maltechnik aus, kein Komponist ohne Grundwissen über Harmonik etc.
Handwerk und Kunst
Einführungen in das Handwerk es Schreibens gibt es im Web (gut z.B. http://members.tripod.com/~storywork/) oder in Buchform (Otto Schumann, Grundlagen und Techniken der Schreibkunst, Noetzel Verlag 1995). Was bleibt, sind stilistische Fragen.
Stilistische "Don'ts"
Stilfragen sind natürlich subjektiv, guter Stil ist eine Sekundärtugend. Dennoch, einige "Don'ts" gibt es wohl.
- Überlange Absätze
- Überlange Sätze
- Überlange Wörter
- Füllwörter
- Monotone Satzanfänge und wiederkehrende Konstruktionen
- Nominalstil
- Abstrakte Wörter
- Abgeleierte Ausdrücke
- Statisches Beschreiben
- Eingeschränkter Wortschatz
Man hört, dass eine amerikanische Universität ein Programm entwickelt hat, das Aufsätze stilistisch bewertet und eine Note ausgibt, die mit dem Ergebnis eines menschlichen Korrektors gut übereinstimmt. So etwas könnte für Hobbyautoren nützlich sein.
Styled.exe
Ein interessantes Beispiel für den Nutzen eines solchen Programms für Autoren ist styled.exe, ein Programm zur stilistischen Auswertung von Texten. Abgesehen von der überholten DOS-Oberfläche und von der Ausrichtung auf englische Texte, macht das Programm interessante Dinge: Es gibt die durchschnittliche Satzlänge aus, macht die Satzstruktur "grafisch" deutlich, markiert überlange Wörter usw.. Beispiele in "Legalese", "Studnese", "Teachese" und vom Apostel Paulus zeigen Stilunterschiede auf. TextAnalyzer
Ausgehend von Styled.exe hat der Macher von diesen Seiten versucht, etwas Ähnliches in Java zu programmieren - mit einer zeitgemäßen Oberfläche, für deutsche Texte und systemübergreifend. Die Funktionen des Programms:
- Öffnen und speichern von Textdateien im Nur-Text-Format (.txt)
- Numerische Ausgabe der Worthäufigkeit relativ und absolut (um z.B. die gehäufte Verwendung von "dass&" zu erkennen)
- Grafische Markierung der überlangen Wörter (bisher Wörter mit mehr als 12 Buchstaben, in Zukunft soll das einstellbar sein)
- Grafische Markierung von Konjunktionen (und, oder, weil, dass, obwohl etc. Die zu suchenden Konjunktionen sind in einem frei editierbaren Textfile gespeichert.)
- Grafische Anzeige der Struktur, wie sie sich durch die Satzzeichen ergibt
(Oktober 1999) P.S.: Eine Beta-Version findest du unter Downloads, eine Applet-Version gibts bis heute nicht.
E-Mail: webmaster@leixoletti.de
© Stefan Leichsenring. Alle Rechte vorbehalten.